Philosophie
Stell dir vor, ein außer Kontrolle geratener Zug rast die Gleise hinunter. Weiter unten an der Bahnstecke sind Arbeiter auf den Gleisen, die von dem Zug getötet werden, wenn nicht eine oberhalb von ihnen gelegene Weiche umgestellt wird. Wenn die Weiche umgestellt wird, fährt der Zug über Gleise, auf denen gerade Kinder spielen. Du stehst bei der Weiche und musst entscheiden, über welche Gleise der Zug rollen soll. Du verfügst weder über die Möglichkeit noch über die Zeit, die Personen zu informieren. Was tust du?
Was ist Philosophie?
Du zerbrichst dir gerade den Kopf darüber, welche Entscheidung die bessere, fairere, vernünftigere ist? Du fragst dich, wie sich eine Entscheidung rechtfertigen ließe? Dann kannst du nachvollziehen, wieso sich Philosophen seit über 2.000 Jahren mit solchen Fragen beschäftigen.
Der Begriff Philosophie bedeutet frei übersetzt „Liebe zur Weisheit“. Und da liegt schon die erste Schwierigkeit: Was ist überhaupt „Weisheit“? Wann ist und wie wird man weise?
Fragen und Hinterfragen sind Ausgangspunkt des Philosophierens. Dabei stehen existenzielle Fragen, also solche, die jeden Menschen von Grund auf beschäftigen, im Vordergrund, wie etwa „Wer bin ich?“ oder „wie führe ich ein glückliches Leben?“ Doch auf der Suche nach Antworten finden wir unzählige Alternativen. Welche ist die richtige und wie finde ich das heraus? Selbst aus Antworten von „verstaubten Typen“, die vor 2.500 Jahren lebten, können Lehren für das eigene Leben heute gezogen werden.
Womit beschäftigt sich der Philosophieunterricht?
Im Philosophieunterricht versuchen wir solche Antworten und Erklärungen zu verstehen, zu vergleichen und zu beurteilen. Mit einem fundierten Wissen lassen sich dann unterschiedliche Standpunkte diskutieren und Argumente gegeneinander abwägen.
Denn das ist das Ziel des Unterrichts: Nicht einfach zu lernen, was die großen Philosophinnen und Philosophen gedacht und gesagt haben, sondern das Philosophieren selbst zu erlernen. Das verlangt auch die Bereitschaft, nicht bloß Meinungen zu äußern, die dann nebeneinandergestellt werden, sondern Methoden zu erlernen, wie Streitgespräche geführt und gute von schlechteren Argumenten unterschieden werden.
Die Themen und Fragen, die uns im Unterricht beschäftigen, sind sehr vielfältig. Einige Beispiele sind:
- Was ist der Mensch?
- Unterscheidet er sich von Tieren oder ist er selbst ein Tier?
- Falls Menschen ebenfalls Tiere sind, sollten Tiere dann nicht gleiche Rechte erhalten wie Menschen?
- Sind wir frei oder bestimmen unsere Gene, unsere Eltern und Freunde, unser Gehirn oder gar das Schicksal, was wir wollen und was wir tun?
- Ist staatliche Herrschaft notwendig oder die Herrschaftslosigkeit (Anarchie) vorzuziehen?
- Welches Ziel und welchen Zweck sollte ein Staat verfolgen?
- Was „darf“ die Regierung, was nicht?
- Was unterscheidet wissen von meinen und glauben?
- Was kann ich sicher und unbezweifelbar wissen?
Wie kann ich Philosophie als Fach belegen?
An manchen saarländischen Schulen wird Philosophie als neu einsetzendes Fach ab Klassenstufe 10 angeboten – und dazu zählt auch die Marienschule!
Auch nach Klassenstufe 10 kann Philosophie als zweistündiger Grundkurs in der gymnasialen Oberstufe gewählt werden. Wer Philosophie durchgängig von Klasse 10-12 belegt hat, kann darin sowohl die mündliche als auch die schriftliche Abiturprüfung ablegen.